Ründeroths bewegte Historie
Seit dem 10. Jahrhundert schreibt Ründeroth Geschichte - lebendig bis heute.

Frühes Mittelalter bis 1050
Bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung Ründeroths im Jahr 1174 existieren Hinweise auf eine frühe Besiedlung.
Um das Jahr 900 soll im Bereich des heutigen Schulzentrums am Hohenstein eine fränkische Holzkapelle gestanden haben.
Ein entscheidender Grund für die Ansiedlung war vermutlich die seichte Aggerfurt in Höhe der heutigen Aggerbrücke an der B55. In jenen frühen Zeiten verliefen Wege durch das Oberbergische meist über Berghöhen, da die Täler oft versumpft waren. Um die Furt nutzen zu können, mussten Reisende also die Berghöhen verlassen und steile Wege in Kauf nehmen.
Entlang dieser Übergangsstellen ließen sich wohl Versorger und Handwerker wie Gastwirte, Sattler, Stellmacher, Schmiede und Pferdehalter nieder, die zusätzliche Pferde für den anstrengenden Aufstieg bereitstellten.
Hören Sie hier diesen Text:

Ausschnitte der Originalurkunde von 1174 mit der Ersterwähnung Ründeroths

Hochmittelalter (1050 bis 1250)
Ründeroth wurde im Jahr 1174 erstmals urkundlich erwähnt. Damals unter dem Namen „Ruinede Rhode“.
In der betreffenden Urkunde übertrug der Vorsteher von St. Severin in Köln dem Grafen von Berg die Zehnterträge der Pfarrei Gummersbach, zu der Ründeroth damals gehörte
Tatsächlich ist der Ort deutlich älter, auch wenn sich das genaue Gründungsdatum nicht mehr feststellen lässt.
Der heutige Kirchenbau lässt sich auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datieren. Aus dieser Zeit, also auch der Zeit der ersten Erwähnung, stammen noch der Turm und die Fundamente des Langhauses der romanischen Kirche.
Die Errichtung eines so großen Kirchengebäudes lässt darauf schließen, dass Ründeroth bereits damals eine gewisse Bedeutung und eine nennenswerte Einwohnerzahl besaß.
Bemerkenswert ist dabei: Die Ründerother Kirche ist älter als der Kölner Dom!
Hören Sie diesen Text:

Blick vom Hang unterhalb des kath. Friedhofs auf Ründeroth. die Postkarte stammt aus den 1920er Jahren
Spätmittelalter (1250–1500)
Die Aggerfurt in Ründeroth war ein wichtiger Übergangspunkt und wurde unter anderem von der mittelalterlichen Zeithstraße genutzt.
Diese verlief von Bonn und Siegburg über Much, Drabenderhöhe und die Hohe Warte nach Ründeroth, und führte von dort weiter über Remerscheid nach Hagen und Dortmund.
Auf der Hohen Warte sind bis heute Reste dieser alten Verkehrsverbindung sichtbar.
Neben der strategischen Lage war auch der Bergbau ein bedeutender Faktor: Seit dem 13. Jahrhundert wurde im Oberbergischen Eisenerz abgebaut und verarbeitet. Kaltenbach war eines der zentralen Zentren dieser Tätigkeit, aber auch in Ründeroth existierten mehrere Gruben und Stollen, deren Spuren heute noch erkennbar sind.
Der Ort entwickelte sich über die folgenden Jahrhunderte zu einem wichtigen Standort für Erzverhüttung und Stahlverarbeitung mit zahlreichen Hammerwerken.
Hören Sie diesen Text:

Frühe Neuzeit (1500–1800)
Im 16. Jahrhundert nahm die Entwicklung des Ortes langsam Fahrt auf.
Steuerlisten aus den Jahren 1542 und 1565 – im Zusammenhang mit der sogenannten Türkensteuer – verzeichnen 16 Hofbesitzer. Einige von ihnen betrieben auch kleine Gewerbe, etwa als Händler, Schuhmacher, Schneider oder Kesselflicker.
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) bestand Ründeroth aus einer kleinen Ansiedlung: die Kirche, umgeben von einem Friedhof und wenigen Häuserreihen.
Die heute noch erhaltenen Glocken stammen aus den Jahren 1494, 1508 und 1538. Sie gehörten ursprünglich zur katholischen Kirche St. Jakobus. Um 1560 nahm die Gemeinde unter Pfarrer Nicolaus von der Leyen geschlossen den lutherischen Glauben an, seitdem ist sie eine evangelische Pfarrkirche.
Eine neue katholische Gemeinde wurde erst 1859 gegründet, und 1866 konnte eine neue katholische Pfarrkirche erbaut werden, die erneut dem hl. Jakobus geweiht wurde.
Auch Ründeroth blieb nicht von Kriegen verschont. 1621 plünderten Soldaten das Dorf und legten es in Schutt und Asche und kaum ein Haus blieb verschont. Ein weiterer großer Brand zerstörte 1720 weite Teile der Ortschaft.
Trotz bescheidener Verhältnisse richteten die Ründerother bereits 1608 eine eigene Pfarrschule ein.
Nach 1750 erreichte diese unter Pastor Leopold Goes eine Blütezeit. Goes führte Mathematik- und Englischunterricht ein. Der Lehrer Jean Beck brachte französische Kultur nach Ründeroth, unterrichtete Tanz und Französisch. Auch Mädchen erhielten Unterricht, und die Schule zog Schüler bis aus Wuppertal, Hagen, Olpe und vom Niederrhein an, die in örtlichen Familien untergebracht waren.
Hören Sie diesen Text:

Haldy-Turm

Hohe Warte

Kurpark
19. Jahrhundert (1800–1900)
Nach der Einführung einer neuen Gemeindeordnung durch die Franzosen im Jahr 1806 führte der erste Bürgermeister, Maire Zapp, eine Volkszählung durch.
Sie ergab 421 Einwohner.
Die erste befahrbare Brücke über die Agger, eine Holzbrücke, existierte bis 1845. Wann sie erbaut wurde, ist nicht überliefert. Sie war wichtig für den Bau der Köln-Olper-Chaussee (1823–1834), der ersten Straße, die entlang der Agger verlief und so die Region erschloss.
Seit 1832 fuhr regelmäßig eine Postkutsche von Köln nach Gummersbach.
1845 wurde die Holzbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt.
Die Pfarrschule musste 1842 aufgrund sinkender Qualität geschlossen werden.
Die Ründerother Eisenhütte produzierte bis 1876 auf dem Gelände der heutigen Hüttenstraße – heute Standort des REWE-Marktes – jährlich 400 bis 420 Karren Roheisen, das an umliegende Hammerwerke geliefert wurde.
Die nötige Holzkohle stammte aus den umliegenden Wäldern. Viele Landwirte verdienten sich im Winter durch Holzeinschlag und das Verkohlen in Meilern ein Zubrot.
In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts war Ründeroth ein wohlhabender Ort mit engagierten Bürgern. In dieser Zeit wurden viele Vereine gegründet, Sozialeinrichtungen wie ein Krankenhaus und ein Jugendheim errichtet und Aussichtstürme gebaut.
1884 wurde schließlich die Eisenbahnstrecke im Aggertal bis Ründeroth in Betrieb genommen, was die wirtschaftliche Entwicklung und Mobilität entscheidend förderte.
Hören Sie diesen Text:

Ev. Volksschule

Katholische Kirche

Millionentor in den 1930er Jahren
20. Jahrhundert (1900–2000)
1902 wurde die ehemalige Schule als „Paritätische Höhere Schule“ wiedereröffnet und bestand bis 1938.
1928 wurde die Steinbrücke von 1845 erneuert.
Zwischen 1920 und 1939 erlebte Ründeroth eine Blütezeit als Kurort. Reiseführer beschrieben den Ort als „Perle des Aggertals“ mit schönen Gärten, Fachwerkhäusern und Villen. Die Stahlquelle wurde als Heilquelle genutzt. Schwimmbad, Wanderwege und Pensionen sorgten für regen Fremdenverkehr.
Während des Zweiten Weltkriegs kam der Kurbetrieb zum Erliegen.
Gegen Kriegsende sprengten deutsche Soldaten die Aggerbrücke. Dabei wurden viele Häuser stark beschädigt oder zerstört.
Nach 1945 bauten amerikanische Pioniere eine sogenannte Pattonbrücke, eine Eisenkonstruktion mit Holzfahrbahn.
1949 wurde schließlich eine neue Aggerbrücke eröffnet, die den Fluss nun schräg überquert und die gefährlichen Kurven am Hohenstein vermeidet.
Fußgängerbrücken gab es an dieser Stelle schon lange zuvor. In der Türkensteuerliste von 1542 wird ein Hauseigentümer „Brass vor der Brucken“ erwähnt. Diese Brücken waren schmal, unsicher und wurden bei Hochwasser mitunter weggeschwemmt – wie etwa 1574, als eine Kirchgängerin mit der Brücke abtrieb und ertrank.
1946 wurde die Schule ein drittes Mal unter dem Namen „Leopold-Goes-Realschule“ wieder eröffnet. Zunächst befand sie sich auf der Kronenburg, 1969 erfolgte der Umzug ins neue Schulzentrum in der Walbach.
In den 1970er-Jahren brachte der Bau der Autobahn A4 von Köln nach Olpe einen weiteren Entwicklungsschub. Die B55 wurde entlastet, und das gesamte Kreisgebiet profitierte von einer besseren Anbindung an das europäische Verkehrsnetz.
Am 1. Januar 1975 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Ründeroth und Engelskirchen im Rahmen der kommunalen Neugliederung zur Gemeinde Engelskirchen zusammengeschlossen.
Heute zählt Ründeroth rund 3.500 Einwohner und gilt als beliebter Wohnort innerhalb der Gemeinde.
Hören Sie diesen Text:

Weitere historische Aufnahmen und Informationen zur Ründerother Geschichte finden Sie in dem Bildband.

Bildband 850 Jahre Ründeroth
Erhältlich bei
Buchhandlung Hansen & Kröger in Engelskirchen, Stückpreis 24,90 €
Copyright © 2025 Heimat- und Verschönerungsverein Ründeroth